Schon bevor es losging, war Uli Staiger mit seinem Computer beschäftigt: Sind alle Dateien geöffnet? Grafiktablett angeschlossen? Cinema 4D gestartet? Man konnte schon erahnen, dass dieser Vortrag nicht nur aus Keynote-Slides bestehen würde.
Mit diesen und einigen Arbeitsbeispielen ging es dann aber erstmal los: Uli Staiger ist Fotograf und kreiert surreale Bilder, die teils wie Gemälde, teils wie Fotos anmuten, allerdings durch unerwartete Komposition und künstliche Bestandteile überraschen. Bevor ich meine Beschreibung fortsetze, bitte einmal auf seine Webseite klicken, um dort einen Eindruck zu bekommen:
Wieder hier? Sehr gut! Im Verlauf des Vortrags wurden einige der gezeigten Bilder in ihre Bestandteile zerlegt und die Entstehung Stück für Stück gezeigt: So konnte das Publikum mitverfolgen, wie aus einem Winter-Foto des Brandenburger Tores eine Sommerszenerie mit blühender Wiese und grasenden Kühen wird, gedacht als Werbemotiv für die „Grüne Woche“. Oder der Berliner U-Bahnhof-Eingang „Weberwiese“ in einem Andenpanorama landet. Oder eine Sintflut durch den Potsdamer Platz spült. Virtuos kombiniert Staiger in seinen Bildern Schritt für Schritt verschiedene Techniken, lässt alles ganz einfach aussehen und nimmt dem Publikum damit die Berührungsangst. Eigens geschossene Fotos, Stock-Material von Fotolia, 3-D-Renderings, Photoshop und physischer Modellbau: All diese Techniken und Bildquellen fließen zusammen und ergeben fantastische Szenerien – Staiger findet gerade dieses Zusammenspiel spannend und kann sich nicht mehr vorstellen „nur“ Fotograf zu sein.
Seine Bilder mögen übernatürlich wirken, allerdings bedient er sich bei der Komposition auch bei bewährten Techniken der Malerei. Die Illusion von Ferne wird ähnlich erreicht wie bei Caspar David Friedrich: Der Fluchtpunkt muss stimmen. Man braucht einen Betrachter im Bild, als Kondensationspunkt für Gedanken. Der Himmel ist wichtig und bestimmt die Stimmung. Kühe geben jeder Landschaft Charakter. Man spielt mit Klischees, mit Popkultur-Vorwissen. Baut Modelle, um sich alles besser vorstellen zu können.
Auf der Bühne malt Staiger Schatten auf einen Hubschrauber und alles wirkt spielerisch leicht, doch letztendlich stellt auch er fest: „Keiner glaubt, dass man sich diese Arbeit macht! Doch wenn es anfängt, Arbeit zu machen, dann ist man auf einem guten Weg!“
In diesem Sinne: an die Arbeit! Und danke für den Blick über den Tellerrand und hinter die Kulissen!