Olivier Arcioli, Pascal Glissmann: Forty Five Symbols

Die 45 Symbole des Diskos von Phaistos waren Ausgangspunkt für interessante Workshops und Studentenprojekte rund um den Globus. Die Studenten arbeiteten analog und digital, entwickelten ihre ganz persönlichen Zeichensysteme und erzählten viele spannende Geschichten mit 45 Zeichen. Zusammengefasst ergibt das ein Nachschlagwerk für international visuellen Sprachgebrauch.

Die Designer Olivier Arcioli und Pascal Glissmann geben einen kurzen geschichtlichen Überblick über den Diskos von Phaistos und stellen andere Zeichensysteme vor, die bisher nicht entschlüsselt werden konnten (Voynich-Manuskript) oder entwickelt wurden, um nicht entschlüsselt zu werden (Codex Seraphinianus).

© Sebastian Weiß (Monotype)

Gebrannter Ton

Der Diskos von Phaistos gilt als erster Textkörper der Welt, der mit beweglichen Lettern bedruckt wurde. Es handelt sich um eine gebrannte Tonscheibe aus der Zeit zwischen 1650 bis 1600 vor Christus. Johann von Gutenberg erfand den Druck mit beweglichen Lettern ca. 3000 Jahre später. Die vielen Spekulationen und Entschlüsselungsversuche machen dieses Objekt so spannend. Bisher war es nicht möglich den Diskos zu entschlüsseln, da keine vergleichbaren Objekte bekannt sind, die dabei helfen könnten. Es wird vermutet, das der Diskos ein Souvenir aus Atlantis sei, der seinen Weg nach Kreta gefunden hat. Eventuell sind die Symbole auf dem Diskos auch kein Schriftsystem sondern eine Bildgeschichte, die funktioniert wie ein Film ohne Ton. Sicher ist nichts.

Forty Five Symbols

Das Projekt startete 2012 mit Studenten aus Beirut, Bogotá, Köln, Falmouth, Hong Kong und New York. Die Stundenten entwarfen ihre eigenen Zeichensysteme mit jeweils 45 Symbolen. Sie reinterpretierten, experimentierten, erzählten persönliches und gesellschaftliches – kritisch und reflektiert. Christian Kuhn ordnete, in seinem Projekt „Phaistos Tale“, den Symbolen des Diskos verschiedene Silben zu. Daraus entstand eine Soundinstallation die dem Diskos eine Stimme gibt und an Elbisch und isiZulu erinnert.

„A wu tu so lo, na to lo ki, a fi ho ba, tu sa na, ga no me wo, ra ho pe tes.”


Das gesamte Projekt ist gut dokumentiert und ein Besuch auf 45symbols.com lohnt sich, denn die Arbeiten sind so facettenreich wie die Orte, an denen sie entstanden.

Ausstellung

2014 gab es eine Austellung in der Kunst-Station Sankt Peter in Köln, eine Kirche. Kernstück der Austellung war eine zusammengesetzte Spirale auf dem Boden der Kirche. Sie bestand aus 300 Symbolen verschiedenster Arbeiten – ein Panorama der visuellen Kulturen. Streng genommen waren nicht alles Symbole, was eher Ikon oder Index war, trug zu einem besseren Verständnis bei. Der Betrachter konnte so Einblicke in die verschiedenen Kulturen der Welt gewinnen. Wie zum Beispiel bei dem Projekt „Suburban Midwest” von Taylor Childers aus New York, die Familienkonstrukte im Stile von Otto Neurath visualisierte.

© Sebastian Weiß (Monotype)

Druckerzeugnisse und Global Open Call

Schon im Vorfeld der Ausstellung wurde ein kleines Buch gestaltet, indem 45 Projekte vorgestellt werden. Darüber hinaus sind zwei Magazine entstanden, die in liebevoller Handarbeit mit Hilfe eines Risographen gefertigt wurden. Das Buch und die Magazine sind erwerblich – schick sind sie auch.

Mit Globalmurmurs wurden 2015 Designer rund um die Welt aufgerufen zur Forty Five Symbols Initiative beizutragen und ihre Geschichten zu erzählen. Es gab Beteiligung aus mehr als 40 Ländern. Die Gewinner des letztens Jahres sind gekürt. •

Stay tuned and think forty five:

Oliver Arcioli

Olivier Arcioli

Book Designer / Editorial Designer / Founder (Cologne)

Olivier Arcioli is a book designer, editorial designer and founder of the studio ateliergrün. He holds an MFA in Media Arts/Media Design from the Academy of Media Arts Cologne and a BFA in Communication Design from the University of Applied Sciences Duesseldorf and the Ecole Cantonal d'art de Lausanne (internship). Olivier is currently Assistant, Lecturer and Researcher of Media Design at the Academy of Media Arts Cologne as a full-time faculty with the main focus on book design, print media and typography.
Pascal Glissmann

Pascal Glissmann

Media Designer (New York)

Pascal Glissmann is a media designer, artist, scholar and founder of the studio subcologne. He is currently Assistant Professor of Art, Media and Technology at Parsons The New School for Design. Pascal holds an MFA in Media Arts/Media Design from the Academy of Media Arts Cologne and a BFA in Communication Design from the University of Applied Sciences Duesseldorf. He joined the Academy of Media Arts Cologne as a full-time faculty in 2001 and focused on creative approaches to new media and technology within applied design projects and emerging installations. He became Assistant Professor at the Hong Kong Baptist University, Academy of Visual Arts, in 2007 where he set up the curriculum and infrastructure for the areas of media design and media arts. In 2010 and 2011 he was Visiting Assistant Professor at the Lebanese-American University, School of Architecture and Design, in Beirut.