Institut für Buchgestaltung: Neue Typografie für die Heilige Schrift

Prof. Dirk Fütterer vom Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule Bielefeld und zwei Studenten – Arne Vogt und Clarissa Becker, Mitglieder des Instituts für Buchgestaltung präsentierten am Freitag das Buch der Bücher – ihr seit 5 Jahren andauerndes Projekt – die »Bielefelder Bibel«, der Neugestaltung der Bibel.

Die Bibel neu gestalten? Das ist schon ein wahnwitziges Mamutprojekt, wie kommt man darauf?

Als »Telefonbuch« und »Einschlafhilfe« ist die Bibel in ihrer heutigen Form als ökonomisiertes Massenprodukt auf Dünndruckpapier, eng und 2-spaltig gesetzt kein großes Lesevergnügen, so Dirk Fütterer. Zuerst sei es eine spannende typografische Herausforderung gewesen einzelne Bücher zu gestalten, die Dirk Fütterer seinen Studenten in Seminaren gestellt hat. Auf der Frankfurter Buchmesse hatte der Herder Verlag großes Interesse daran und das Projekt begann sich als Idee zu festigen.

Warum sollte man die Bibel lesen?

Abgesehen von religiösen Motiven, gibt es in der Bibel viele Geschichten in unterschiedlichen literarischen Gattungen: von Gesetzestexten zu sagenhaften Erzählungen, Drama, Poesie und Briefen. 73 Bücher geschrieben und editiert von verschiedenen Personen und schließlich in über 2.000 Sprachen übersetzt sind zusammen ein Werk epischen Ausmaßes, welches nachhaltig unsere Kultur und Sprache geprägt hat. Bis heute ist es das meist verkaufte Buch der Welt.

Wie kann man die Bibel lesbarer machen?

Zusammen mit der Exegetin Dr. Theol. Melanie Peetz von der Hochschule St. Georgen wurden die Bücher exegetisch-literaturwissenschaftlich analysiert und in Gattungen eingeordnet. Auf dieser Grundlage gestalten mittlerweile seit 5 Jahren über 50 Studenten die einzelnen Bücher der Bibel mit der Vorgabe eines festen Formates und mit einer Schriftsippe (FF Nexus von Martin Major.)

»Rein typografisch, ohne Bilder oder Dekoration wird die wortgewaltige Sprache der Bibel sichtbar gemacht«, so Dirk Fütterer. Dabei gelte es die Balance zwischen theoretisch fundierter, sezierender Gestaltung und einer der Lesbarkeit zuträglichen Gestaltung zu finden. Das sei nicht immer einfach, einige Bücher werden im Laufe der Zeit nach aktuelleren Exegesen überarbeitet.

In 5 Bändern wurde die »Bielefelder Bibel« nun aufgeteilt, nach literarischer Einordnung. Einen Gesamteinband für dieses Werk zu produzieren, würde nicht mehr praktikabel sein und mehrere Kilos wiegen.

Wie geht es weiter?

Ein passender Verlag für die Produktion der »Bielefelder Bibel« ist noch nicht endgültig gefunden. Derzeit laufe das Projekt weiter und soll nächstes Jahr in einer kleineren Auflage gedruckt werden. Das Institut für Buchgestaltung freut sich über Leser, die die »Bielefelder Bibel« testen und ist gespannt auf das Feedback, um das Projekt weiterzubringen.

Fütterer, Becker, Vogt

Institute of Book Design

The Institut für Buchgestaltung (Institute of Book Design, IFB) was established at the Faculty for Design at the Technical College FH in 2006. Its activities focus on the research and promotion of books, book design, and on inter-disciplinary cooperation and joint ventures with publishers, enterprises, institutions, academies and universities. The Institute was privatized in January 2014, and has since then been managed by Dirk Fütterer, Professor of Typography at the FH Bielefeld. Professor Fütterer is particularly interested in the functional and aesthetic development of analogue and digital reading media. MA students Clarissa Becker and Arne Vogt joined the IFB team in 2011. Their collaborative works focus on editorial design and typography in different media. In the past eight years, the Institut für Buchgestaltung has successfully produced books and other publications in cooperation with different publishers, including Birkhäuser Verlag and Hatje Cantz. Books and publications of the institute have received various awards and mentions at important design competitions (including  ›The most beautiful German books‹, TDC Award New York, Red Dot Award, ADC Award, German Photo Book Prize and ›100 Best Posters‹).

Für mehr Informationen:

www.bielefelder-bibel.de

Text und Foto: Christine Wenning