Seit 1995 leitet er das Designbüro Designergruppe Koop im Voralpenland. Sein Thema: Die Macht der Schrift. Sofort hat man Propagandaplakate von Nationalsozialismus und Kommunismus vor Augen. Man merkt gleich, dass Koop ein leidenschaftlicher Designforscher ist, denn er holt weit aus. Im Galopp führt er uns durch die Geschichte, um die Wiedersprüche, Parallelen und die sehr stark traditionell verankerte Wirkung von Schrift zu beleuchten. Ludwig XIV:, Max I. und Napoleon stehen nur als Beispiele für all jene Herrscher, die das Schriftbild auf ihre Weise geprägt haben und sich über die Wirkung von Schrift bewusst waren. Schrift und Inhalt wurde von ihnen gezielt zur Steigerung ihrer Macht eingesetzt.
Besonders schön lässt sich dies am Aufbau von Urkunden belegen. Andreas Koop zeigt Urkunden aus verschiedenen Epochen und gibt Aufschluss über das immer wiederkehrende typografische Zeremoniell. Hierbei komme der Aspekt der Chronologie hinzu. Hierarchisierungen werden abgestuft inszeniert.
Und dies ist in jedem Dokument, so Koop, unumgänglich immanent – ob bewusst oder nicht. Die Typografie nimmt hierbei die rhetorische Wirkung der Schrift auf und verstärkt sie. Zusammen ergibt sich ein komplexes System auf verschiedenen Ebenen. Bis in die heutige Zeit kann man den Archetypus von Urkunden sehen und dies nicht zuletzt am mittelachsigen Aufbau. Und dann kommt es noch, das heikle Thema der Propaganda-Plakate. Ich ziehe Parallelen zu einer Ausstellung im Münchener Stadtmuseum “Typografie des Terrors”.Die Ausstellung zeigt über 100 Plakate aus unterschiedlichen Bereichen wie Politik, Kultur und Wirtschaft, die zwischen 1933 und 1945 in München zum Anschlag kamen und zumeist auch dort entworfen und gedruckt worden waren. Die Plakate erzählen viel über die historischen Zusammenhänge, in denen sie entstanden sind, über Entwicklungen und Strukturen der nationalsozialistischen Herrschaft sowie über die politisch-gesellschaftlichen Leitbilder, die sie repräsentieren sollten. Sie geben Aufschluss über die Repräsentation der nationalsozialistischen Diktatur und über die damit untrennbar verbundene Gewalt und Vernichtung.
Andreas Koop
Eine sehr gut kurierte Ausstellung, die uns noch einmal mehr vor Augen führt wie im Nationalsozialismus nahezu sämtliche Plakate der Funktion von politischen Plakaten unterlagen um, der Bevölkerung die Ziele und Wertvorstellungen der Machthaber zu unterbreiteten.
Plakate und die Art der Anwendung von Typografie wurden bewusst zur Inszenierung der Diktatur eingesetzt und sollten Ideologie anschaulich und nicht zuletzt wirksam machen. Die Macht der Schrift. Wie soll es anders sein: Andreas Koop hat das zu dieser Ausstellung gehörige Plakat gestaltet und wurde 2013 mit dem if-award ausgezeichnet.